Ritter zu Poing
Wir fahren an Fronleichnam gen Mittag dorthin - hätte ja sein können, dass das Wetter nicht hält ... - und diese Entscheidung ist ein wenig doof, denn es ist sehr heiß; schon die Autofahrt in unserer Rennsemmel ist nicht sehr angenehm, den Platz der Veranstaltung kennen wir nicht und wir laufen ein bisschen Umwege, um dann angekommen festzustellen, dass der Markt auf einem freien unbeschatteten Platz aufgebaut ist.
Nun ist also zuerst Stärkung angesagt, sonst wird gequengelt und wir laufen ohne viel zu Schauen an den zahlreichen Ständen und Lagern vorbei, auf der Suche nach einem schattigen Platz fürs Mittagsmahl.
Zum Glück gibt es zwei große offene Zelte, in denen sich in Ruhe und Schatten das lecker Würstl und die wirklich hervorragenden Pommes verdrücken lassen. Stilecht hätte ich gern einen Barbarenspieß verdrückt, aber der zurzeitige Zustand meiner Zähne verhindert das leider. Nichtsdestotrotz, wie bereits bemerkt, auch die Alternative war sehr gut. Dazu noch ein feines dunkles Bier, ein bisschen Leute guggen - es gibt interessant und gut Gewandete - und nach dieser Stärkung machen wir uns auf in Richtung Turnierplatz, denn ein Turney gehört zu jedem guten Mittelalterfest.
Oh weh, auch selbiger liegt in praller Sonne. Jetzt wäre eine Haube recht und so ein Leinenkleid, wie ich gern eins hätte und nicht selbst nähen kann, als handarbeitliche Meganiete. Oder ein Schirm? Wer einen guten Sitzplatz ergattern möchte, muss natürlich früh genug an der Arena sein und so heißt es warten, warten, warten in der nachmittäglichen Glut.
Als das Turnier losgeht, zeigt sich dass sich die Geduld (und der Sonnenbrand, den merke ich allerdings erst ein paar Stunden später) gelohnt haben. Wir sehen eine gute Darbietung der Herzog-Tassilo-Ritter, auch die Gags sind gelungen und es gibt keine Längen. Nur das Publikum geht nicht richtig mit, kein Wunder, bei der Hitze.
Nach knapp anderthalb Stunden ist das Spektakel vorbei und wir müssen sofort noch einmal zum Bier und anderen Kaltgetränken. Schön ist, dass auch im "Zelt" etwas geboten wird - so gibt zum Beispiel in unmittelbarer Nachbarschaft ein Jongleur seine Künste zum Besten, wirbelt mit Flaschen, balanciert einen Biertisch auf dem Kinn und macht jungen Mädls spaßige Komplimente.
Wir beschließen noch ein bisschen den Markt zu erkunden. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn der weltbeste Ehemann hat um 19 Uhr noch einen Termin. Aber ein wenig Atmosphäre tanken und Stimmung einfangen gelingt trotzdem. Auch hier laufen uns Gaukler und Reenactment-Gruppen über den Weg, alles in allem erinnert es ein bisschen an längst vergangene Tollwood-Zeiten.
Unser kleiner Krieger versucht sich am Bogenschießen - nicht sehr erfolgreich, doch das liegt an seinem "verdrehten Knochenbau" am Arm (da ist nix verdreht ...), wie er uns nachher erklären will ;)). Kinder ;)). Ich bekomme noch einen Tonkrug mit Schlehenwein und dann ist der Spaß auch schon vorbei und es geht zurück nach Hause.
Der Ausflug hat sich alles in allem sehr gelohnt und beim nächsten Mal - jetzt kennen wir die lokalen Gegebenheiten - fahren wir zum Abendturnier und Marktbesuch im Dämmerlicht.
Der Schlehenwein schlussendlich nennt sich zwar trocken, aber für meine Verhältnisse ist er immer noch zu pappig - mach ich rote Weinschorle draus :)