24
Sep
2009

Kate Mosse, Das verlorene Labyrinth

[Bei Ausgrabungen in einer Höhle des Languedoc entdeckt Alice Tanner zwei Skelette und eine labyrinthische Wandmalerei. Der Hauch des Bösen, den sie an dieser Stätte spürt, weckt dunkle Vorahnungen in ihr. Als sich die Polizei einschaltet, verstärkt sich Alices Gefühl, dass an dem rätselhaften Ort etwas geschehen ist, das im Verborgenen hätte bleiben sollen. Etwas, das weit in die Vergangenheit zurückreicht

… Achthundert Jahre zuvor erhält die junge Alaïs am selben Ort ein Buch mit fremdartigen Zeichen, deren schicksalhafte Bedeutung sie kennt. Sie weiß, dass sie das Geheimnis des Buches hüten muss - um jeden Preis. Verlust, Intrige, Gewalt und Leidenschaft prägen fortan das Leben beider Frauen. Und immer wieder werden ihrer beider Schicksale durch das Labyrinth auf geheimnisvolle Weise miteinander verknüpft …]


Soweit die Beschreibung, die sich recht vielversprechend liest. Leider erfüllt sich das Versprechen einer “spannenden mythischen Geschichte aus Frauensicht” überhaupt nicht. Trotz einfacher Sprache zieht sich die Story über fast 800 Seiten lang hin und vielmehr als gähnende Langeweile bleibt als Eindruck nicht zurück.

Man findet sich schon nach wenigen Kapiteln in einem Wirrwarr aus Gralsmythologie, Krimi und historischem Roman, das sich nicht entscheiden kann, zu was es sich entwickeln soll. Was bei Dan Brown wunderbar funktioniert - mag man ihn oder nicht, aber er versteht sich auf Spannungsaufbau - wirkt hier ein wenig planlos zusammengeschustert und lässt einen schlussendlich ratlos mit dem Ende des Romans zurück.

Die Charaktere bleiben flach - viele Situationen wirken unmotiviert und undurchdacht, z.B. das Auftauchen einer langverflossenen Partybekanntschaft von Alice, die sich als “neue Verkörperung” des treulosen und dann doch wieder treuen Ehemannes von Alaïs entpuppt. Das Rätsel um das Labyrinth wird am Ende des Buches zwar kurz und schnell “herunter erzählt”, was das Ganze nun allerdings soll und was es mit dem Gral auf sich hat, erfährt man nicht. Es bleibt vielmehr das Gefühl, die Autorin habe sich nach 700 Seiten entschieden jetzt schnellstmöglich zum Ende zu kommen.

Dazu kommt noch ein persönliches Ärgernis: Fast noch weniger als eine “Dramatis Personae”-Liste und Namedropping kann ich zahllose fremdsprachliche Einsprengsel leiden, die dazu dienen sollen, “Atmosphäre” zu schaffen. Die (absolut unnötigen) Phrasen werden dann entweder in einem 20-seitigen Glossar oder in Fußnoten erklärt oder gleich - wie bei Kate Mosse - im nächsten Satz noch einmal in Übersetzung geschrieben. Auch so lassen sich Seiten füllen! Da besänftigt mich die Erklärung am Ende des Buches, sie habe mit dieser Phrasendrescherei die Diskrepanz zwischen dem Okzitanischen und dem Französischen zum Tragen bringen wollen, auch nicht. Die Einsprengsel sind und bleiben überflüssig.

Ein paar lustige Sprachpatzer wie “huschende Zähne”, “schreiende Fledermäuse” und Frauen, die sich ihre Augenbrauen mit Kajalstift umrahmen (??) tragen noch ein bisschen mehr zum Ärger bei - nun gut, man kann nicht alles haben.

Aber: ich habe doch auch noch etwas Positives gefunden :) Ich muss der Autorin zu Gute halten, dass sie sich auf sehr stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen versteht, aus denen man deutlich ihre Liebe zu der Gegend herauslesen kann.

Zumindest ist es Kate Mosse gelungen, mich auf Carcassone und die Umgebung und auch auf die Geschichte des Languedoc neugierig zu machen und das war mir bei der LovelyBooks-Bewertung zwei Sterne wert.
in: Die Bibliothek

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