Das Dichterstübchen

18
Apr
2007

Lyrikmail 1518

Mit den Armen nackt, wie ihr Gewissen,
Liegt die Liebste in den Kissen, in den weißen.
Frühling hat die Fenster aufgerissen,
Sonne rollt den Leib den frühlingsheißen.
Mit der Lust von schönen wilden Tieren
Kommt die Sonne breit auf allen Vieren,
Sonne hat für meine Liebste Zeit;
Wie die Katzen liegen sie beisammen,
Wie die Katzen, deren Haare Funken flammen.

(Max Dauthendey)
in: Das Dichterstübchen

1
Feb
2007

Victor's Wedding Vow

weil es gerade so schön war - noch mal etwas aus der "Corpse Bride", nämlich Victors Hochzeitsspruch:

With this hand
I will lift your sorrows.

Your cup will never be empty,
for I will be your wine.

With this candle,
I will light your way in darkness.

With this ring,
I ask you to be mine.
in: Das Dichterstübchen

Voltaire meets the Corpse Bride

Ravens land upon her hair
Clouds adrift on her skin
A smile that tugs upon my soul
and whispers gently in my ear.

Eyes of honey look me down
Lips like roses line her mouth
Steely arrows in the air
are wilted flowers at her toes.

And if you ask me how I know
what she looks like, I will tell you,
"She left yesterday."

Eyes are east and lips are west
pulls my head against her breast.

Logic, north and lust is south,
pulls my fingers to her mouth
Legs are firm as canyon walls
from leaping high above the moon.

When she drifts down on the air,
the ground can't wait to kiss her toes.

Music: Voltaire, Video: The Corpse Bride
in: Das Dichterstübchen

18
Dez
2006

Der Tod

Es ist zwölfe bei der Nacht,
draußen geht der Sturm.
Die Totenglocken läuten -
Schon wieder muss ana in die Gruabn!!

Der Tod ist ein gerechter Mann,
ob du arm bist oder reich,
"G`sturb`n is g`sturb`n",
sagt der Wurm,
als Leich` is jeder gleich!

Du kannst die Lebtag faul sein,
oder umeinander g`schaftln,
5 Tag` nachdem der Tod eintritt,
fangt jeder an zum saftln!

Und wie ich so dahin sinnier
Über`n Sensnvater,
Hör ich draussen einen Schrei:
Der Alk g`friert in der Ader!

"Jedermann!! Jedermann!!"

Schwarzer Mantel, schwarzer Hut,
a schaurige Figur!
Und er hat a Sens`n
Und a Eieruhr!

Langsam kommt er näher,
pumpert an die Tür.

Ich riech` an Hauch von Moder
und er sagt zu mir:

"Grüss Gott!
Ich bin der Tod!
Vorbei ist deine Not!
Kumm` - die Zeit is um.
Geh`, mach ka Theater
Ich bin`s-
der Gevatter!!"

Ich sag zum Gevatter:
"Treten`s und kommen`s näher,
nur Sens`n kauf ich kane,
ich hab an Rasenmäher!"

"Sie müssen furchtbar hungrig sein,
sie san jo nur mehr Knoch`n!
soll ich vielleicht an Jagatee
oder ein Supperl kochen?

Den ersten Tee, den nimmt er ex,
haut ihn sich ins Gerippe;
doch er verbrennt sich nur die Zähn`,
weil ihm fehlt ja die Lippe!

Doch dann nimmt er die Eieruhr,
zu Berg` stehn mir die Hoar,
er klopft mir auf die Schulter-
stellt sich ein Zweites Mal vor:

"Grüss Gott, ich bin der Tod…"

Er wetzt die Sens`n und er sogt:
"Bevor ich dich jetzt niedermäh`,
geh, bring mir noch an Letztn,
an Letztn Jagatee!"

Doch nach dem fünften Trankerl
Wird der Voda locker,
er beutelt seine Knochen
und steppt am Stubenhocker:

"Jedermann! Je-je-je-jedermann!"

"Hean`s zu, das ist ein Irrtum,
ich heis` net Jedermann!
Da müsse`ns scho nach Salzburg
foahrn, weil dort ist der Tod daham!"

Ich fahr` mit ihm zum Bahnhof,
zum Zug muss ich ihn trag`n,
Ich kauf ihm noch a Kart`n
Und setz ihn in Speisewag`n!

Der Zug rollt an-
Mir wird ganz leicht,
ich wink` ihm hinterher
er wackelt mit der Sens`n
und sogt zum Kantineur:

"Grüss Gott,
ich bin der Tod!
Vorbei ist deine Not!
Kumm, Gebruder, kumm!
Bring` mir schnell an Jagatee,
aber- mit viel Rum!!

~ Erste Allgemeine Verunsicherung ~
in: Das Dichterstübchen

2
Aug
2006

The Weeping Song

weeping

Go, son, go down to the water
And see the women weeping there
Then go up into the mountains
The men, they are weeping too
Father, why are all the women weeping?
They all are weeping for their men
Then why are all the men there weeping?
They are weeping back at them

This is a weeping song
A song in which to weep
While all the men and women sleep
This is a weeping song
But I won't be weeping long

Father, why are all the children weeping?
They are merely crying, son
Oh, are they merely crying, father?
Yes, true weeping is yet to come

This is a weeping song
A song in which to weep
While all the little children sleep
This is a weeping song
But I won't be weeping long

Oh, father, tell me are you weeping?
Your face seems wet to touch
Oh, then I'm so sorry, father
I never thought I hurt you so much

This is a weeping song
A song in which to weep
While we rock ourselves to sleep
This is a weeping song
But I won't be weeping long
No, I won't be weeping long.

~ Nick Cave and the Bad Seeds ~
in: Das Dichterstübchen

11
Jul
2006

Die Rose und die Nachtigall

[...] Und als der Mond in den Himmel schien, flog die Nachtigall zu dem Rosenstrauch und presste ihre Brust gegen den Dorn. Die ganze Nacht sang sie, die Brust gegen den Dorn gepresst, und der kalte kristallne Mond neigte sich herab und lauschte. Die ganze Nacht sang sie, und der Dorn drang tiefer und tiefer in ihre Brust, und ihr Lebensblut sickerte weg von ihr.

Zuerst sang sie von dem Werden der Liebe in dem Herzen eines Knaben und eines Mädchens. Und an der Spitze des Rosenstrauchs erblühte eine herrliche Rose. Blatt reihte sich an Blatt wie Lied auf Lied. Erst war sie bleich wie der Nebel, der über dem Fluss hängt -, bleich wie die Füße des Morgens und silbern wie die Flügel des Dämmers. Wie das Schattenbild einer Rose in einem Silberspiegel, wie das Schattenbild einer Rose im Teiche, so war die Rose, die aufblühte an der Spitze des Rosenstocks.
Der aber rief der Nachtigall zu, dass sie sich fester noch gegen den Dorn presse. "Drück fester, kleine Nachtigall", rief er, "sonst bricht der Tag an, bevor die Rose vollendet ist." Und so drückte die Nachtigall sich fester gegen den Dorn, und lauter und lauter wurde ihr Lied, denn sie sang nun von dem Erwachen der Leidenschaft in der Seele von Mann und Weib.

Und ein zartes Rot kam auf die Blätter der Rose, wie das Erröten auf das Antlitz des Bräutigams, wenn er die Lippen seiner Braut küsst. Aber der Dorn hatte ihr Herz noch nicht getroffen, und so blieb das Herz der Rose weiß, denn bloss einer Nachtigall Herzblut kann das Herz einer Rose färben. Und der Baum rief der Nachtigall zu, dass sie sich fester noch gegen den Dorn drücke. "Drück fester, kleine Nachtigall", rief er, sonst ist es Tag, bevor die Rose vollendet ist."

Und so drückte die Nachtigall sich fester gegen den Dorn, und der Dorn berührte ihr Herz, und ein heftiger Schmerz durchzuckte sie. Bitter, bitter war der Schmerz, und wilder, wilder wurde das Lied, denn sie sang nun von der Liebe, die der Tod verklärt, von der Liebe, die auch im Grabe nicht stirbt. Und die wundervolle Rose färbte sich rot wie die Rose des östlichen Himmels. Rot war der Gürtel ihrer Blätter, und rot wie ein Rubin war ihr Herz. Aber die Stimme der Nachtigall wurde schwächer und ihre kleinen Flügel begannen zu flattern, und ein leichter Schleier kam über ihre Augen. Schwächer und schwächer wurde ihr Lied, und sie fühlte etwas in der Kehle.

Dann schluchzte sie noch einmal auf in letzten Tönen ... "Sieh, sieh!" rief der Rosenstrauch, "nun ist die Rose fertig"; aber die Nachtigall gab keine Antwort, denn sie lag tot im hohen Gras, mit dem Dorn im Herzen.
(Oscar Wilde)
in: Das Dichterstübchen

27
Jun
2006

Lyrikmail 1315

Ich küsse die Luft,
Ich umarme die Wärme der Nächte.
Mir ist, es müsse von meinem Harme, meinem Sehnen
Aus der Leere dein Auge aufsprießen,
Zu mir fließen dein blauender Blick.
Sonne brütet,
Sommergras glüht,
Vom roten Mohn sprüht brünstiger Schein.
Ich strecke die Arme,
Erbarme dich, Licht,
Mich küssen hungrige Nächte.

(Max Dauthendey)
in: Das Dichterstübchen

17
Mai
2006

Ich bin's ...

Herrin des Feuers

Dein Scheitel ist von Kupfer,
ein Kastanienbaum, der brennt,
glüht so heiß nicht wie dein Atem.
Feuer heißt dein Element,
und auf deinen weißen Schultern
schmilzt das Kupfer in der Glut.
Aus dem Innersten der Erde
stammt dein Name und dein Blut.

Ich bin so leicht entflammbar,
meine Haut ist aus Papier,
und der Rest von mir ist Zunder,
deine Flamme schlägt nach mir.
Deine Raubtieraugen glühen,
deine Hand verbrennt selbst Stein,
aufgelöst in tausend Funken
werd ich Rauch und Asche sein.

Herrin des Feuers, ich brenne,
das Feuer brennt lichterloh.
Herrin des Feuers, ich verbrenne
durch dich.

Einen Feuersalamander
hältst du dir als Wappentier.
Du bist Läuterung und Reinheit,
stehst für unstillbare Gier.
Aus den Haaren fallen Funken,
Schöneres hab ich nie gesehn.
Aufgelöst in Rauch und Asche
will ich brennend untergehn.

(Subway to Sally)
in: Das Dichterstübchen
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you you'r it's all over your short note...think
pirmasenser - 13. Mär, 02:05
:-)
Freut mich :) Liebe Grüsse also aus Bottrop anner Emscher Sonja
Ischma (Gast) - 13. Mär, 01:24

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