13
Dez
2004

Scott McBain, Die Geheimloge

The Mastership Game, 2000

Das Kollegium, eine elitäre Geheimgesellschaft in einer nicht zu fernen Zukunft, die sich der Bewahrung des Weltfriedens verschrieben hat, muss einen neuen Meister erwählen.

Diesem Ziel dient ein Wettbewerb, der sich über ein Jahr erstreckt. Doch die fünf Auserwählten kennen die Regeln nicht. Einzig der Hinweis auf ein prachtvoll gearbeitetes chinesisches Kästchen leitet sie.

Schnell zeigt sich, dass die fünf Anwärter zu fast allem bereit sind, um als Sieger aus dem Spiel um die Meisterschaft hervorzugehen ...

[Das kommt davon, wenn man sich von Amazon-Vorschlägen leiten lässt. Die Beschreibung klang amüsant, der weltbeste Ehemann war begeistert und konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Gespannt habe ich gewartet, bis ich endlich an die Reihe kam und mir das Buch schnappen durfte, aber ausgezahlt hat sich das Ganze dann doch nicht.

Die Geschichte plätschert meiner Meinung nach zäh vor sich hin, das Thema ist nicht sonderlich spannend und die zahlreichen Beweise, dass der Autor Macchiavelli und fernöstliche Philosophie gelesen hat, tragen auch nicht zur großen Unterhaltung bei. Auch dem Fortgang der Geschichte sind sie nicht zuträglich, da eigentlich fortwährend in die selben Saiten geschlagen wird.

Die fünf Kandidaten um die Meisterschaft sind mit einer Ausnahme Unsympathen und man ahnt schon recht früh, dass der Ausnahme-Charakter den Sieg davon tragen wird.

Ein Buch für die Jungs - ein bisschen vergleichbar mit Andreas Eschbachs "Eine Billion Dollar". Muss man nicht gelesen haben.]
in: Die Bibliothek

13
Nov
2004

Karin Slaughter, Belladonna

Blindsighted, 2002

Sara Linton, Kinderärztin im Krankenhaus des verschlafenen Heartsdale und bei Bedarf auch die Gerichtspathologin, findet Sybil Adams verblutend auf der Toilette eines Restaurants.

Zwei tiefe Schnitte in ihrem Bauch bilden ein tödliches Kreuz. Alle Versuche, die beliebte College-Professorin zu retten, bleiben vergeblich. Bei der Autopsie muss Sara feststellen, dass Sybil auf grauenhafte Weise vergewaltigt wurde.

Dass Sybil blind und damit so gut wie wehrlos war, macht den brutalen Mord noch entsetzlicher. Sara ist fassungslos...

[Was für ein Name für eine Autorin. Aber Karin Slaughter macht ihm alle Ehre und präsentiert einen grausamen Thriller, bei dem das Blut nicht zu knapp fließt.

Der Roman will nicht nur Thriller sein, sondern auch die Südstaatenmentalität porträtieren - geglückt ist dabei nichts so richtig. Zwar tropft - wie schon erwähnt - das Blut aus jeder zweiten Seite, aber das macht noch lange keinen guten Krimi aus:

Zu schnell weiß der Leser, wer der Mörder ist. Zu weit herbeigeholt scheint das Rachemotiv. Zu sehr erinnert das ganze Konstrukt an Tess Gerritsens "Die Chirurgin".

Zudem bin ich doch immer wieder überrascht, wie viel Sadismus vor allem bei weiblichen Kriminalautoren in die Bücher einfließt. Nun bin ich bestimmt nicht zimperlich, aber wenn man schon einen Psychopathen erschafft, der Frauen auf brutalste Weise vergewaltigt und tötet, sollte man eine etwas bessere Erklärung liefern, als es Frau Slaughter tut.

Mittelmäßige Unterhaltung mit einem negativen Beigeschmack.]
in: Die Bibliothek

28
Okt
2004

Kathleen Tessaro, Elégance

2003

Louise Canova steckt in der Krise. Ihre Ehe ist in liebloser Routine erstarrt, ihre Karriere hängt in der Warteschleife, und ohne es zu merken hat sich auch Louise selbst in ein unscheinbares Aschenputtel verwandelt. Doch dann stößt sie in einem Antiquariat auf einen Stilratgeber namens »Elégance« und ist sofort von dem schmalen Bändchen verzaubert.

Von nun an begleiten die Ratschläge der Verfasserin, einer lebensklugen Französin, Louise in allen Lebenslagen, und sie lernt mit ihrer Hilfe Unverzichtbares von A bis Z über zeitlose Schönheit und Eleganz.

Nach und nach wird aus Louise, dem hässlichen Entlein, ein stolzer Schwan. Doch Schönheit allein ist noch kein Garant für Glück. Und echte Eleganz erfordert mehr als die richtige Garderobe: zu ihr gehören auch Disziplin, Selbstvertrauen und eine unverwechselbare Persönlichkeit. Also macht sich Louise mit Entschlossenheit daran, nach ihrem Kleiderschrank auch ihr übriges Leben auf den Kopf zu stellen – und entdeckt dabei, dass zumindest eines nie aus der Mode kommen wird: wahre Liebe.

[Auf dem Klappentext wurde der Roman mit "Bridget Jones" verglichen. Das fand ich zwar nicht sonderlich toll, aber als "Zwischendurchlektüre" ganz niedlich und daher - und wegen des netten Covers - hab ich "Elégance" aus der lokalen Bücherei mitgenommen.

Nachdem ich keine hohen Erwartungen hatte, hat mich Kathleen Tessaros "Hilfe, ich bin über 30 und auf dem Selbstfindungstrip"-Buch positiv überrascht.

Schön waren dabei vor allem, die jedem Kapitel vorangestellten Auszüge aus dem Original-Elégance-Ratgeber von Madame Dariaux und die Verquickung mit der nachfolgenden Episode, die Erkenntnis der Hauptfigut Louise, dass die Entwicklung einer Persönlichkeit der hilfreichste Weg zum wahren Stil ist und die zahlreichen, zum Teil sehr amüsanten Einsprengsel, über die englische High Society.

Natürlich werden in dem Buch zahlreiche Klischees bedient (der Traumprinz wartet am Ende selbstverständlich auf Louise) und es gibt einige Szenen, die wohl komisch (und an Bridget Jones angelehnt) sein sollten, die allerdings nie wirklich ausgearbeitet werden und überflüssig wirken.

Dennoch ein erfrischender Roman, der sich bestens für kranke Tage auf der Couch (es liest sich sehr flott) oder vergleichbare Situationen, eignet.]
in: Die Bibliothek

21
Okt
2004

Yann Martel, Life of Pi

2001

Pi Patel, der Sohn eines indischen Zoobesitzers und praktizierender Hindu, Christ und Muslim erleidet im Alter von 16 Jahren mit einer Hyäne, einem Orang-Utan, einem verletzten Zebra und einem 450 Pfund schweren bengalischen Tiger namens Richard Parker Schiffbruch.

Die Hyäne erledigt schon bald das Zebra und den Orang-Utan und Pi treibt allein mit Richard Parker in einem Rettungsboot mitten im Pazifischen Ozean. Um zu überleben, braucht er Ruhe und Vernunft und einen dressierten Tiger. Eine wundersame, abenteuerliche Odyssee, die 227 Tage lang dauert, beginnt.

[Gelesen habe ich das Buch, weil ich ganz unterschiedliche Meinungen darüber gehört habe und ich mir dann doch auch ein eigenes Bild machen wollte. In vielen deutschen Rezensionen wird der "Schiffbruch" gar nicht so hochgelobt - wenn man einmal eine Besprechung erwischt, in der *nicht* steht, dass der Tiger alle Bootsinsassen außer Pi Martel (!!) verspeist - liest man dort eher über eine "ganz nette Lektüre" und den Booker Prize konnten viele nicht nachvollziehen. Preisgebungen verstehe ich oft auch nicht, aber die "ganz nett"-Meinung teile ich.

Das Buch liest sich im Großen und Ganzen flüssig, die Charaktere fand ich glaubwürdig und die erzählte Geschichte ist ein buntes plastisches und fantasievolles Gestrick, das sich zwar manchmal in eine gewisse Langatmigkeit verliert, aber dennoch spannende Dinge über Mensch und Tier bereit hält. Und vermutlich noch viel mehr Symbole zum Ausdeuten, die man beim ersten Lesen gar nicht so wahrnimmt.

Im Gegensatz zu einigen anderen Lesern war für mich der erste Teil wesentlich interessanter und amüsanter, als das endlose Schippern über den Pazifik. Bei der Pazifik-Sektion hatte ich zudem das Problem, dass ich den Zusammenhang mit der Religions- und Glaubensthematik aus den ersten Kapiteln nicht mehr so richtig wiedergefunden habe.

Mit dem Schluss wurde ich dann wieder ausgesöhnt - zum einen wird der Leser natürlich mit der Nase darauf gestoßen, dass er vielleicht nur eine Fiktion vor sich hatte, zum anderen wird der Bogen zu der Religionsfrage zurückgespannt.

Pi lässt seinen Befragern die Wahl, welche Version der gleichen Geschichte sie denn *glauben* möchten bzw. schöner finden und genauso, meint er am Ende, sei es mit Gott.

Für mich war das Buch ein Abenteuerroman, eine Initiationsgeschichte, eine Robinsonade, eine mit Religion und Zoologie gewürzte Parabel über
Glaube, Hoffnung und Liebe, die mich allerdings nur teilweise fasziniert hat.]
in: Die Bibliothek

14
Okt
2004

Gisela Stelly, Spiel mit mir

2004

In Berlin lernen Stella und Ben, ein junges erfolgreiches Paar, drei Schwestern kennen. Die beiden sind fasziniert und zugleich verwirrt von Christina, Trixa und Klara. Immer mehr dringen die drei in das Leben von Stella und Ben ein. Doch irgendetwas stimmt nicht mit den Schwestern. Die Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein: Christina ist die Pflichtbewusste, Trixa die wilde Punkerin und Klara die Verführerin.

Nach und nach machen sie sich in Bens und Stellas Leben breit, kaufen in denselben Läden ein, arbeiten im selben Gebäude wie Ben, tauchen in ihrem Freundeskreis auf. Vor allem die attraktive Klara beschwört Konflikte herauf. Als Stella sie in dem gleichen roten Kleid sieht, das Ben ihr geschenkt hat, kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Stella und Ben, und das Geheimnis der drei jungen Frauen fliegt auf.

[Das Spannungsfeld von Künstlichkeit und Natürlichkeit ist nach Meinung eines Rezensenten der Süddeutschen Zeitung das große Thema dieses Romans. Die Natürlichkeit habe ich in diesem Buch jedoch nicht vorgefunden.

Da ich niemandem das Lesevergnügen nehmen möchte, werde ich auch nicht zu viel über den Inhalt verraten, obwohl das Geheimnis der Schwestern nicht so überraschend gelüftet wird, wie sich die Autorin das vielleicht vorgestellt hat.

"Spiel mit mir" erzählt eine interessante Geschichte, die mit dem Thema Virtualität/Künstlichkeit spielt - die Charaktere sind jedoch furchtbar langweilig und unsympathisch und man fragt sich die ganze Zeit, warum Ben die etwas merkwürdige Stella überhaupt heiraten will und was denn nun so faszinierend an den Kleist-Schwestern sein soll. Auch die Dialoge (viel zu viele) wirken - vielleicht passend zum Thema - aufgesetzt und gestelzt.

Schade, um die gute Idee.]
in: Die Bibliothek
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pirmasenser - 13. Mär, 02:05
:-)
Freut mich :) Liebe Grüsse also aus Bottrop anner Emscher Sonja
Ischma (Gast) - 13. Mär, 01:24

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